Watt´n Watt! 

Kommt mit an einen Ort, wo das Meer größer, wilder und ungestümer ist. Wo die Luft einen salzigen Geschmack mit sich trägt, euch der Wind nur so um die Ohren pfeift und ihr bis zu den Knien im Watt versinken könnt. Einen Ort, an dem ihr die Natur von einer ganz neuen Seite kennenlernt und eine unvergessliche Woche erlebt. Willkommen auf Hallig Hooge.

Samstagmorgen, 05:52 Uhr hieß es Abfahrt. Los ging es in Richtung Norden. Unsere doch recht lange Zugfahrt verlief, zur Überraschung aller, sehr entspannt. Kein verpasster Zug, keine Verspätung und kein Schienenersatzverkehr. Die Zeit im Zug verbrachten wir mit Schlafen, Essen oder mit dem Lauschen der Erzählungen von Frau Faust und Herrn Dr. Unrein über die anstehende Zeit. So stieg die Aufregung in jedem Einzelnen immer mehr. Wir waren sogar so pünktlich, dass wir noch etwa drei Stunden Wartezeit in Bredstedt hatten. Die einen gingen fix zum McDonalds, während die anderen sich mit UNO die Zeit vertrieben. Bis dahin war alles super entspannt und keiner konnte ahnen, dass die erste große Herausforderung nicht lange auf sich warten ließ. Die Busfahrt hatte sich keiner mit so vielen Menschen vorgestellt. Wir standen so eng beieinander, dass man Angst hatte zu atmen. Allen fehlte die Vorstellungskraft, dass so eine große Menschenmasse mit unglaublich viel Gepäck in einen gewöhnlichen Bus passen würde. Mit ordentlich Quetschen und Schieben hat glücklicherweise alles und jeder in den Bus gepasst und wir konnten unseren Weg zur Fähre antreten. Auf der Fähre ging dann das eigentliche Abenteuer los. Es wackelte, war windig und es wurden die ersten großartigen Bilder geschossen. Nach einer guten Dreiviertelstunde haben wir endlich den heiligen Hallig Boden betreten dürfen. Unsere starken Jungs haben das Gepäck ab- und umgeladen. Danach traten wir den Weg zu unseren Fahrrädern an. Wenn man den Erzählungen von Frau Faust und Herrn Unrein Glauben schenken wollte, dann durfte man sich auf klapprige alte Fahrräder einstellen. So schlimm waren sie glücklicherweise nicht :-). Die letzten paar Meter zu unserem neuen Zuhause für eine Woche wurden selbstverständlich mit dem Fahrrad zurückgelegt. Nach guten 12 Stunden Zugfahrt, einer wackeligen Fährüberfahrt und einer Fahrradtour später hieß es nun: Freizeit. Manche sind mit den Fahrrädern losgezogen, einige haben es sich im Aufenthaltsraum gemütlich gemacht, gemeinsam gegessen oder gespielt und andere waren spazieren und haben den Sonnenuntergang bewundert.

An unserem ersten Morgen haben wir direkt unsere erste Lektion gelernt. „Es heißt nicht Guten Morgen, sondern Moin“. Wer dies am Morgen nicht gesagt hat durfte einen neuen Versuch starten. Nach dem Frühstück hat sich jeder für die erste Tour auf der Hallig bereit gemacht. Mit dem Wind im Rücken oder eben im Gesicht erkundeten wir alle gemeinsam die Hallig von vorn bis hinten. Spannende Vorträge und Erzählungen schilderten uns die genaue Entstehung und das Leben auf Hooge. Interessante Fakten über die Entwicklung der Hallig Hooge wurden uns nahegebracht, aber auch welche Unterschiede es eigentlich zwischen einer Insel und einer Hallig gibt.

„Platsch, platsch, quatsch…“ so hört es sich an, wenn ein Haufen Zehntklässler durch das Watt stiefelt. Also hieß es für uns Schuhe aus und ab ins Watt. In „Watthöschen“ beobachteten und suchten wir nach Lebewesen, die im Watt zuhause sind. Gar nicht so einfach, wenn man aufpassen muss, wo man hintritt, damit man sich nicht die Füße an Muschelschalen aufschlitzt. Die Muscheln, Krebstiere und Wattwürmer durften wir danach sogar in unserem eigenen Labor genauer unter die Lupe nehmen. Wer hat dazu schon mal die Möglichkeit?

Für den nächsten Tag gab es eine kleine Planänderung. Statt einer Fahrt mit den Hellmännern zu den Seehundbänken und dem Norderoogsand hatten wir für den ersten Teil des Tages eine Menge Freizeit. Natürlich nutzen wir diese, um an unseren Portfolios zu arbeiten oder Bilder zu knipsen. Am Nachmittag lernten wir die Vielfältigkeit einer Salzwiese kennen. Dazu gehörte nicht nur das genauere Untersuchen der Pflanzen, sondern auch der Geschmack zählte. Ob es jetzt gut geschmeckt hat? Naja, darüber kann man sich streiten.

Nach weiteren Tagen fern der Zivilisation besuchten wir am Mittwoch die Insel Amrum. Da Amrum eines der größten Dünengebiete Deutschlands besitzt, durfte ein Spaziergang zwischen den fast weißen Dünen nicht fehlen. Bei einem Vortrag erfuhren wir aller Hand über die Dünenentstehung und die Besonderheiten des Kniepsandes. Nach all diesen unvergesslichen Erlebnissen auf der Hallig waren es vor allem die Abende, die uns besonders in Erinnerung bleiben werden. Abends in der Küche so große Portionen Essen zu kochen, dass alle satt werden, ist ein Erlebnis für sich. Die Größe der Töpfe ähneln denen einer Großküche. Stellt euch mal vor ihr müsst 50 Schnitzel braten… Nach dem Essen saßen wir oft zusammen im Gemeinschaftsraum und haben mit Gesellschaftsspielen den Abend ausklingen lassen.

Die Fahrt mit den Hellmännern stand für Donnerstag auf dem Plan. Bei nicht gerade schönem Wetter machten wir uns auf dem Weg zu einem kleinen Kutter. Während wir das Wasser nicht nur unter uns, sondern auch über uns hatten lernten wir auch hier die Vielfalt der Nordsee kennen. Neuen Fischarten und Krappen durften wir in die Augen schauen und erfuhren nebenbei noch interessante Fakten! „Seehundbänke in Sicht.“ war der Satz, auf den jeder von uns gewartet hatte. Sofort sprangen alle auf, zerrten das Handy aus den Taschen und öffneten die Kameras. Jeder wollte ein schönes Foto der faulen, aber süßen Seehunde erhaschen. Nachdem sich alle wieder beruhigt hatten, waren wir auch schon am Norderoogsand angekommen. Aus dem Schutz des Kutters ging es hinaus in die Kälte. Mit klappernden Zähnen liefen wir das letzte Stück durchs Wasser. Wir brauchten etwa eine Stunde bis zur Bernsteinbucht. Ja, ihr habt richtig gehört. Dort gibt es die Möglichkeit Bernsteine zu finden. Doch der Weg bis dahin war kein leichter. Der Wind schlug uns den Sand an die Waden, welche durch die kleinen Körner angefangen haben zu brennen. Doch auch diese Wanderung hat jeder heil überstanden. Auf der Rückfahrt sollten wir uns wappnen, denn das letzte Stück bis zur Hallig Hooge müssten wir durch Schlickwatt laufen. Bedeutet wir würden bis zu den Knien einsinken. Zum Glück war dies aber nicht ganz so schlimm wie erwartet. Das Watt ging uns bis etwas über den Knöchel, aber einige von uns blieben von den Muscheln nicht verschont und haben sich Schnitte eingefangen.

Freitag. Unser letzter Tag vor der Abreise. Eine dreistündige Abschlusswattwanderung stand uns bevor. Diesmal leider ohne Herrn Dr. Unrein. Wir wollten bis zum Japsand und wieder zurück. Keiner hatte gedacht, dass es doch so anstrengend sein kann. Durch die verschiedensten Wattarten sind wir durch und diesmal blieben auch unsere Knie nicht verschont. Im Schlickwatt versanken wir unerwartet. Mit dem einen Fuß noch sicher auf Mischwatt, beim nächsten Schritt bis zum Knie im Schlickwatt wagten wir uns immer weiter Richtung Japsand. Dort angekommen machten sich einige gleich auf den Weg über viele Muscheln hin zum Wasser. Andere sammelten die schönen Muscheln, die sie auf dem Sand finden konnten. Doch der Hinweg war das eine, wir mussten ja auch wieder zurück. Also das gleiche nochmal. Auch hier blieben die Füße der meisten durch viele Schnitte nicht unverletzt. Am Abend wurden Wunden geleckt, Sachen gepackt, Bäder geputzt und Zimmer aufgeräumt, damit wir alles ordentlich verlassen.

Abreisetag. Unsere letzten Stunden auf der Hallig Hooge verbrachten wir mit Zimmerkontrollen und warten auf die Fähre. Jeder machte sich für eine stressige Heimfahrt mit dem Neuneuroticket bereit. Fast alle holten den Schlaf auf der Fähre nach, der ihnen gefehlt hat. Mit dem Bus ging es diesmal entspannter Richtung Bredstedt. Auch dort erreichten wir unseren ersten Zug perfekt. Doch am Hamburger Hauptbahnhof war jeder verwirrt und kaum einer wusste, wo hin es geht. Zudem war der Zug überfüllt und die meisten von uns machten es sich in den Fahrradwagons gemütlich. Soweit das möglich war… Glücklicherweise waren unseren letzten beiden Zugfahrten entspannt und wir konnten durchfahren. Angekommen an unserem Ziel, Weimarer Hauptbahnhof war jeder erleichtert, froh und kaputt. Wir verabschiedeten uns voneinander und somit auch von der schönen Zeit.

Wir bedanken uns bei Frau Faust und Herrn Dr. Unrein für die Möglichkeit dieser Erfahrung. Natürlich gilt unser Dank auch den auf der Insel arbeitenden Naturschützern, welche uns mit vielen Informationen und spannenden Ideen die Tage gestaltet haben.

Eine Zeit die keiner von uns vergessen wird!  

Vanessa Boblenz und Vanessa Krieger

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