140 Stundenkilometer. Gar nicht so schnell, zumindest, wenn man im Auto sitzt oder im Zug. „140 km pro Stunde Spitzenwindgeschwindigkeit“ klingt da schon anders. In einer schwingenden Gondel sitzend, begleitet von einem Angestellten der Skiarena, der mit einem Funkgerät ausgerüstet ist, so sieht unsere erste Begegnung mit dem Wildkogel-Skigebiet aus. Die Hand vor den Augen ist kaum zu sehen, normales Laufen unmöglich, geschweige denn Ski fahren. Der Weg zur 2,5 km entfernten Geisl-Hochalm kann nur in Sepps Pistenbully, mit GPS-Gerät-Begleitfahrzeug und in Schrittgeschwindigkeit bewältigt werden. Blauer Himmel, Sonne – Fehlanzeige. Der Sonntag macht seinem Namen leider keine Ehre. Irgendwann, nach stundenlangem Warten in der Bergstation und dem Umladen des Gepäcks – der viel zu schweren Koffer und riesigen Taschen, Skier, Skischuhe sowie Schlafsäcke – natürlich unter stürmischen Bedingungen, können wir einen Blick in unser Zuhause auf Zeit werfen. Wer ein Sterne-Hotel erwartet hat, wird enttäuscht. Urige Berghüttenatmosphäre auf über 2000 m Höhe. Abenteuer-„Urlaub“ in der Natur ist angesagt. Die erste Nacht lässt die Hoffnung auf blauen Himmel und Sonnenschein schwinden, es fühlt sich an, als ob der Sturm das Dach unserer Hütte herunterreißen würde. Der Blick nach draußen am nächsten Morgen verspricht nichts Gutes. Sturm, Schnee, Skifahren und Spaß – das will nicht recht zusammenpassen. Trotzdem wagen wir uns auf die Pisten. Die 50 Anfänger beginnen natürlich ganz klein: Skischuh-Anziehen im Schutz der Hütte ist angesagt. Später steht auch noch der Kampf mit den Bindungen unter freiem Himmel an. Schnee und Eisklumpen unter den Skischuhen sind der Feind jeder Bindung und erschweren das eigentlich so einfache Einklicken der Schuhe erheblich. Fast unüberwindbar scheint diese Hürde für einige Anfänger, doch mit der Hoffnung auf besseres Wetter steigt auch unsere Überzeugung, dass jeder Anfänger bald über dieses Eisbatzen-Problem lachen wird. Bisher haben wir das Anschnallen der Skier nur auf einer Ebene geübt. Dass dies ein Klacks gegen das Einsteigen am Hang oder gar auf einer steilen Piste ist, wird noch nicht erwähnt. Die Skier sind nun fest an den Schuhen, doch aller Anfang ist schwer, so schwer … Schneepflug, Bremsen, Kurven- und Liftfahren sowie Umtreten wollen erlernt und geübt sein. „Pizza, Spaghetti“ oder „Zuckertüte, Autobahn“, „Berg-und Talski“ hören einige der Anfänger immer wieder als „Fachbegriffe“ auf der Piste, bis Bremsen und Parallelfahren einigermaßen „sitzen“. Mit jeder Übungsstunde wächst die Freude und die Zuversicht, dass Ski fahren zwar anstrengend ist, aber auch schön sein kann, genau wie das Wetter. Am dritten Nachmittag reißt der Himmel auf und die so sehr herbeigesehnte Sonne strahlt auf die schneeweißen Pisten sowie die vorsichtshalber schon mit Sonnencreme geschützten Gesichter. Ski fahren erweist sich nun als wirklich cooles, kurviges Vergnügen, besonders vor der einzigartigen und atemberaubenden Kulisse der Wildkogel-Skiarena, umgeben vom Wildkogel und Pfeifferköpfl, die in stürmischen Zeiten ihren Namen alle Ehre machen. Vom Braunkogel, Frühmesser & Co schwingen wir nun in großen oder kleinen Bögen, manche purzeln natürlich ab und zu auch noch, die Pisten hinab. Anfänger, Fortgeschrittene und Experten genießen entsprechend ihrer Fähigkeiten ihre Skifahrkünste auf blauen, roten oder gar schwarzen Pisten und der Talabfahrt. Viel zu schnell vergeht die Zeit und die meisten von uns wünschen sich, noch hierbleiben zu dürfen. Das Skilager 2018 wird eine wundervolle, für viele von uns einzigartige Erfahrung bleiben.
Kathrin Hawlicki